BEZEICHNUNG¶
resovl.conf - Konfigurationsdatei für den Resolver
ÜBERSICHT¶
/etc/resolv.conf
BESCHREIBUNG¶
Der
Resolver ist eine Sammlung von Routinen in der C-Bibliothek,
über die auf das Internet-Namenssystem (Domain Name System, DNS)
zugegriffen wird. Die Konfigurationsdatei des Resolvers enthält
Informationen, die beim ersten Aufruf einer Resolver-Routine durch einen
Prozess eingelesen werden. Die Datei wurde menschenlesbar entworfen und
enthält eine Liste von Schlüsselworten und Werten, die verschiedene
Typen von Resolver-Informationen bereitstellen.
Wenn diese Datei nicht vorhanden ist, wird nur der Name-Server auf dem lokalen
Rechner abgefragt; der Domain-Name wird vom Rechnernamen und der
Domain-Suchpfad aus dem Namen der Domain abgeleitet.
Die verschiedenen Konfigurationsoptionen sind:
- nameserver IP-Adresse des Name-Servers
- Die Internet-Adresse (in Punkt-Notation) eines
Name-Servers, den der Resolver abfragen soll. Es können bis zu
MAXNS (derzeit 3, siehe <resolv.h>) Name-Server
angegeben werden, einer je Schlüsselwort. Werden mehrere DNS-Server
angegeben, wird sie der Resolver in der angegebenen Reihenfolge abfragen.
Sind keine nameserver-Einträge vorhanden, wird
standardmäßig der Name-Server des lokalen Systems angesprochen.
(Der Algorithmus ist der folgende: Der Resolver richtet eine Anfrage an
einen Name-Server und versucht es nach einer Zeitüberschreitung beim
nächsten, bis alle Einträge abgearbeitet sind. Danach wird die
Liste wieder von vorne abgearbeitet, bis die maximal zulässige Anzahl
von Versuchen erreicht wird.)
- domain lokaler Domain-Name
- Die meisten Namensabfragen innerhalb dieser Domain
können Kurznamen relativ zur lokalen Domain verwenden. Gibt es keinen
domain-Eintrag, wird der Domain-Name anhand des lokalen
Rechnernamens ermittelt, der von gethostname(2) geliefert wird. Es
wird in diesem Fall davon ausgegangen, dass die Domain der Teil des Namens
ist, der rechts vom ersten '.' steht. Wenn der Rechnername keinen
Domain-Teil enthält, wird die Root-Domain als Wert für
domain angenommen.
- search Suchliste für Rechnernamen
- Die Suchliste für die Namensauflösung wird in der
Regel aus dem Namen der lokalen Domain abgeleitet und enthält
standardmäßig nur diesen Namen. Dieses Verhalten kann
geändert werden, indem mit dem Schlüsselwort search ein
Suchpfad für die Domain-Auflösung angegeben wird, dessen
Bestandteile durch Tabulatoren oder Leerzeichen voneinander zu trennen
sind. Anfragen an den Resolver mit weniger als ndots Punkten
(Standardwert ist 1) werden versuchen, jeden Eintrag dieses Suchpfads
abzuarbeiten, bis ein gültiger Namenseintrag gefunden wurde. Für
Umgebungen mit mehreren Subdomains lesen Sie bitte options
ndots:n weiter unten, wie Sie
»Mann-in-der-Mitte«-Angriffe und unnötigen Verkehr für
die Root-DNS-Server vermeiden. Beachten Sie, dass dieser Vorgang langsam
sein kann und viel Netzwerkverkehr erzeugt, wenn die DNS-Server für
die betreffenden Domains nicht lokal sind. Außerdem können
Anfragen mit einer Zeitüberschreitung beendet werden, wenn kein
Server für eine der genannten Domains erreichbar ist.
- Die Suchliste ist derzeit auf 6 Domains und eine
Gesamtlänge von 256 Zeichen beschränkt.
- sortlist
- Diese Option ermöglicht die Sortierung von durch
gethostbyname(3) ermittelten Adressen. Eine Sortierliste wird durch
Kombinationen von IP-Adresse und Netzmaske angegeben. Die Netzmaske ist
optional, es wird als Standardwert die native Netzmaske des Netzes
angenommen. Die Kombinationen von IP-Adresse und Netzmaske werden durch
Schrägstriche getrennt. Es können bis zu 10 Paare angegeben
werden. Ein Beispiel:
sortlist 130.155.160.0/255.255.240.0 130.155.0.0
- options
- Mit dieser Option können bestimmte interne Variablen
des Resolvers beeinflusst werden. Die Syntax lautet:
- options Option ...
Option kann dabei einen der folgenden Werte annehmen:
- debug
- setzt RES_DEBUG in _res.options.
- ndots:n
- definiert einen Schwellwert für die Anzahl der Punkte,
die in einem an res_query(3) übergebenen Namen enthalten sein
müssen (siehe resolver(3)), damit ein initial absolute
query ausgeführt wird. Der Standardwert für n ist 1.
Das hat zur Folge, dass zunächst versucht wird, den Namen als
absoluten Namen aufzulösen, bevor ihm ein Eintrag aus der search
list angehängt wird. Der Wert für diese Option wird
stillschweigend auf 15 begrenzt.
- timeout:n
- setzt die Wartezeit auf die Antwort eines entfernten
Name-Servers fest, nach deren Ablauf der Resolver die Anfrage an einen
anderen Name-Server richtet. Sie wird in Sekunden gemessen, der
Standardwert ist RES_TIMEOUT (derzeit 5, siehe
<resolv.h>). Der Maximalwert für diese Option ist
30.
- attempts:n
- Diese Option legt die Anzahl der Anfragen fest, die der
Resolver an seine Name-Server sendet, bevor er aufgibt und dem aufrufenden
Programm einen Fehler meldet. Der Standardwert ist RES_DFLRETRY
(derzeit 2, siehe <resolv.h>); der Maximalwert 5.
- rotate
- Diese Option setzt RES_ROTATE in
_res.options, was eine Reihum-Auswahl der Name-Server aus der Liste
zur Folge hat. Auf diese Weise werden die Anfragen auf alle
aufgeführten Server verteilt, anstatt dass alle Clients sich
zunächst an den ersten aufgeführten Server wenden.
- no-check-names
- Diese Option setzt RES_ROTATE in
_res.options. Damit wird die moderne von BIND durchgeführte
Prüfung eingehender Rechner- und E-Mail-Namen auf ungültige
Zeichen wie Unterstrich (_), Steuerzeichen und andere Kodierungen als
ASCII deaktiviert.
- inet6
- setzt RES_USE_INET6 in _res.options. Dadurch
wird innerhalb der Funktion gethostbyname(3) zunächst eine
AAAA-Anfrage vor einer A-Anfrage durchgeführt. Außerdem werden
IPv4-Antworten in »IPv6 tunneled form« abgebildet, wenn keine
AAAA-Einträge gefunden werden, aber ein Satz von A-Einträgen
existiert.
Wenn diese Option gewählt wurde, verhalten sich einige Programme recht
merkwürdig.
- ip6-bytestring (seit Glibc 2.3.4)
- setzt RES_USE_BSTRING in _res.options. Damit
verwenden inverse IPv6-Suchen das in RFC 2673 beschriebene
»bit-label«-Format. Wird die Option nicht gewählt, wird das
Nibble-Format verwendet.
- ip6-dotint/no-ip6-dotint (seit Glibc
2.3.4)
- Löscht/Setzt RES_NOIP6DOTINT in
_res.options. Wenn diese Option gelöscht ist (
ip6-dotint), werden inverse IPv6-Suchen in der ip6.int-Zone
durchgeführt, wovon abgeraten wird. Wurde die Option gewählt (
no-ip6-dotint), werden inverse IPv6-Suchen standardmäßig
in der ip6.arpa-Zone durchgeführt. Diese Option ist
standardmäßig gesetzt.
- edns0 (seit Glibc 2.6)
- setzt RES_USE_EDNSO in _res.options. Damit
wird die Unterstützung für die in RFR 2671 beschriebenen
DNS-Erweiterungen aktiviert.
- single-request (seit Glibc 2.10)
- setzt RES_SNGLKUP in _res.options.
Standardmäßig erledigt die Glibc seit Version 2.9 das
Nachschlagen von IPv4- und IPv6-Adressen parallel. Diese Anfragen
können einige Appliance-DNS-Server nicht korrekt verarbeiten und
führen zu Zeitüberschreitungen (timeouts). Diese Option
deaktiviert die parallelen Anfragen und lässt Glibc die IPv6-und
IPv4-Anfragen nacheinander erledigen (wodurch der Prozess etwas langsamer
wird).
Die Schlüsselwörter
domain und
search schließen
sich gegenseitig aus. Falls die Schlüsselwörter mehr als einmal
vorkommen, wird der zuletzt gefundene Eintrag berücksichtigt.
Das Schlüsselwort
search aus der
resolv.conf eines Systems
kann von Prozessen individuell außer Kraft gesetzt werden, indem der
Umgebungsvariablen
LOCALDOMAIN eine Liste von durch Leerzeichen
getrennten Domains zugewiesen wird.
Das Schlüsselwort
options der systemweiten
resolv.conf-Datei
kann von Prozessen individuell ergänzt werden, indem die
Umgebungsvariable
RES_OPTIONS auf eine Liste von durch Leerzeichen
getrennten Resolver-Optionen gesetzt wird, wie sie unter
options
beschrieben wurden.
Konfigurationsoptionen und ihre Werte müssen gemeinsam auf einer Zeile
stehen. Die Zeile muss mit dem Namen der Konfigurationsoption (z.B.
nameserver) beginnen. Auf den Namen der Konfigurationsoption folgt der
Wert, bzw. folgen die Werte. Alle Felder sind durch Leerzeichen oder Tabulator
zu trennen.
Zeilen, die ein Semikolon (;) oder ein Nummernzeichen (#) in der ersten Spalte
enthalten, werden als Kommentare behandelt.
DATEIEN¶
/etc/resolv.conf,
<resolv.h>
SIEHE AUCH¶
gethostbyname(3),
resolver(3),
hostname(7),
named(8)
Name Server Operations Guide for BIND
KOLOPHON¶
Diese Seite ist Teil der Veröffentlichung 3.42 des Projekts Linux-
man-pages. Eine Beschreibung des Projekts und Informationen, wie Fehler
gemeldet werden können, finden sich unter
http://www.kernel.org/doc/man-pages/.
ÜBERSETZUNG¶
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Martin Schmitt
<martin@schmitt.li> und Martin Eberhard Schauer
<Martin.E.Schauer@gmx.de> erstellt.
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