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HIER(7) Linux-Programmierhandbuch HIER(7)

BEZEICHNUNG

hier - Beschreibung der Dateisystem-Hierarchie

BESCHREIBUNG

Ein typisches Linux-System verfügt unter anderem über die folgenden Verzeichnisse:
/
Das ist die Wurzel des Dateisystems. Dort beginnt der gesamte Verzeichnisbaum.
/bin
Hier befinden sich ausführbare Programme, die im Single-User-Modus und für den Start des Systems oder dessen Reparatur benötigt werden.
/boot
Enthält statische Dateien für den Boot-Loader. Dieses Verzeichnis enthält nur die Dateien, die während des Bootvorgangs benötigt werden. Der »map installer« und Konfigurationsdateien sollten in /sbin und /etc installiert werden.
/dev
Spezialdateien oder Gerätedateien, die eine Schnittstelle zu physikalischen Geräten darstellen (siehe hierzu mknod(1)).
/etc
Enthält lokale Konfigurationsdateien für den Rechner. Einige größere Softwarepakete wie X11 können unter /etc ihre eigenen Unterverzeichnisse haben. Für den ganzen Betrieb (site) gültige Konfigurationsdateien können hier oder in /usr/etc platziert werden. Dennoch sollten Programme nach diesen Dateien immer in /etc suchen. Sie können Links zu den Dateien in /usr/etc sein.
/etc/opt
rechnerspezifische Konfigurationsdateien für in /opt installierte Add-On-Anwendungen
/etc/sgml
Dieses (optionale) Verzeichnis enthält die Konfigurationsdateien für SGML und XML.
/etc/skel
Wenn ein neues Benutzerkonto eingerichtet wird, werden normalerweise die in diesem Verzeichnis gespeicherten Dateien in das Home-Verzeichnis des Benutzers kopiert.
/etc/X11
(optionale) Konfigurationsdateien für das X11 Window System
/home
Bei Maschinen mit Home-Verzeichnissen für Benutzer werden diese in der Regel (direkt oder indirekt) unterhalb dieses Verzeichnis angelegt. Die Struktur dieses Verzeichnisses hängt von den örtlichen Organisationsgrundsätzen ab.
/lib
Dieses Verzeichnis sollte die Bibliotheken enthalten, die für den Systemstart und die Ausführung von Programmen im Wurzel-Dateisystem (/) erforderlich sind.
/media
Dieses Verzeichnis enthält Einhängepunkte (mount points) für Wechselmedien wie CDs, DVDs oder USB-Sticks.
/mnt
Dieses Verzeichnis ist ein Einhängepunkt für ein vorübergehend eingehängtes Dateisystem. In manchen Distributionen enthält /mnt Unterverzeichnisse zur Verwendung als Einhängepunkt für mehrere temporäre Dateisysteme.
/opt
Dieses Verzeichnis sollte Add-on-Pakete aufnehmen, deren Dateien sich nicht ändern.
/proc
Dieses Verzeichnis dient als Einhängepunkt für das proc-Dateisystem, welches Informationen über laufende Prozesse und den Kernel zur Verfügung stellt. Dieses Pseudo-Dateisystem ist detailliert in proc(5) beschrieben.
/root
Dieses (optionale) Verzeichnis ist in der Regel das Home-Verzeichnis für den Benutzer root.
/sbin
Wie /bin enthält dieses Verzeichnis für den Systemstart notwendige Befehle, die aber in der Regel nicht von normalen Benutzern ausgeführt werden.
/srv
Dieses Verzeichnis enthält betriebsspezifische Daten, die von diesem System bereitgestellt werden.
/tmp
Dieses Verzeichnis enthält temporäre Dateien, die ohne Nachricht gelöscht werden können. Das Löschen kann beispielsweise ein regelmäßig beim Systemstart laufender Job erledigen.
/usr
Dieses Verzeichnis wird in der Regel auf einer separaten Partition eingerichtet. Es sollte gemeinsame, nur lesbare Daten vorhalten, sodass es von mehreren Linux-Rechnern in deren Dateisysteme eingehängt werden kann.
/usr/X11R6
(optional) für das X Window System, Version 11 Release 6
/usr/X11R6/bin
Binärdateien, die zum X Window System gehören; oftmals existiert ein symbolischer Link vom traditionellen Verzeichnis /usr/bin/X11 hierher.
/usr/X11R6/lib
mit dem X Window System verbundene Datendateien
/usr/X11R6/lib/X11
Hier befinden sich diverse Dateien, die zum Ausführen von X nötig sind. Oft weist ein symbolischer Link von /usr/lib/X11 hierher.
/usr/X11R6/include/X11
Dieses Verzeichnis enthält Include-Dateien für die Kompilierung von Programmen für das X11 Window System. Oft weist ein symbolischer Link von /usr/inlcude/X11 auf dieses Verzeichnis.
/usr/bin
Dies ist das Hauptverzeichnis für ausführbare Programme. Die Mehrzahl der Programme, die von normalen Benutzern ausgeführt werden, die nicht zum Booten oder zur Reparatur des Systems notwendig sind und nicht lokal installiert sind, sollten in diesem Verzeichnis abgelegt werden.
/usr/bin/X11
Dies ist der traditionelle Ort für X11-Programme. Auf Linux-Systemen ist es gewöhnlich ein Link nach /usr/X11R6/bin.
/usr/dict
ersetzt durch /usr/share/dict
/usr/doc
ersetzt durch /usr/share/doc
/usr/etc
In diesem Verzeichnis können gemeinsame, betriebsspezifische Konfigurationsdateien für mehrere Rechner gespeichert werden. Die zugehörigen Programme sollten diese Dateien in /etc annehmen. Von /etcsollten Links zu den entsprechenden Dateien in /usr/etc weisen.
/usr/games
(optionale) ausführbare Dateien von Spielen und Lernprogrammen
/usr/include
Include-Dateien für den C-Compiler
/usr/include/X11
Include-Dateien für den C-Compiler und das X Window System; üblicherweise ist es ein symbolischer Link zu /usr/X11R6/include/X11.
/usr/include/asm
Include-Dateien, die einige Assemblerfunktionen deklarieren; früher war dies ein symbolischer Link zu /usr/src/linux/include/asm.
/usr/include/linux
Hier liegen Informationen, die von Release zu Release unterschiedlich sein können. Das Verzeichnis war früher ein symbolischer Link auf /usr/src/linux/include/linux für den Zugriff auf systemspezifische Informationen.
 
(Beachten Sie, dass man Include-Dateien haben sollte, die einwandfrei mit der aktuellen Libc und im User-Space funktionieren. Die Linux-Kernel-Quellen sind jedoch nicht darauf ausgelegt, mit Anwender-Programmen verwendet zu werden und wissen nicht, welche Libc sie verwenden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass nichts mehr funktioniert, wenn Sie /usr/include/asm und /usr/include/linux auf einen zufällig ausgewählten Kernel-Quelltextbaum zeigen lassen. Debian-Systeme tun das nicht und verwenden Header aus einer als zuverlässig eingestuften Kernel-Version, die im Paket libc*-dev-Paket zur Verfügung gestellt werden.)
/usr/include/g++
Include-Dateien für die Verwendung mit dem GNU-C++-Compiler
/usr/lib
Das Verzeichnis enthält (auch dynamische) Objekt-Bibliotheken sowie einige gewöhnlich nicht direkt aufgerufene ausführbare Programme. Komplexere Programme können hier ein eigenes Unterverzeichnis haben.
/usr/lib/X11
Hier ist der übliche Platz für Konfigurationsdateien für das X Window System und Datendateien für X-Programme. Auf Linux-Systemen ist das Verzeichnis normalerweise ein Link auf /usr/X11R6/lib/X11.
/usr/lib/gcc-lib
enthält ausführbare und Include-Dateien für den GNU-C-Compiler gcc(1)
/usr/lib/groff
Dateien für das Dokumentensatzsystem GNU Troff (Groff)
/usr/lib/uucp
Dateien für uucp(1)
/usr/local
Hier sollten Programme liegen, die nur lokal auf dieser Maschine installiert werden.
/usr/local/bin
Binärprogramme für lokal installierte Software
/usr/local/doc
lokale Dokumentation
/usr/local/etc
Hier befinden sich Konfigurationsdateien für lokal installierte Programme.
/usr/local/games
Binärprogramme für lokal installierte Spiele
/usr/local/lib
Dateien für lokal installierte Programme
/usr/local/include
Include-Dateien für den lokalen C-Compiler
/usr/local/info
Info-Dateien für lokal installierte Programme
/usr/local/man
Handbuchseiten für die lokalen Programme
/usr/local/sbin
lokal installierte Programme für die Systemverwaltung
/usr/local/share
lokale Anwendungsdaten, die verschiedene Rechnerarchitekturen mit dem gleichen Betriebssystem gemeinsam nutzen können
/usr/local/src
Quelltexte von lokal installierter Software
/usr/man
ersetzt durch /usr/share/man
/usr/sbin
Dieses Verzeichnis enthält Binärprogramme für die Systemverwaltung. Diese Programme sind nicht für den Startprozess, das Einhängen von /usr oder Systemrepaturen erforderlich.
/usr/share
Dieses Verzeichnis enthält Unterverzeichnisse mit spezifischen Anwendungsdaten, welche gemeinsam von den verschiedenen Architekturen des gleichen Betriebssystems genutzt werden können. Oft findet man hier Inhalte, die früher in /usr/doc, /usr/lib oder /usr/man abgelegt waren.
/usr/share/dict
enthält die Wortlisten für Rechtschreibprüfungen
/usr/share/doc
Dokumentation über installierte Programme
/usr/share/games
statische Datendateien für Spiele in /usr/games
/usr/share/info
Hier werden Info-Seiten abgelegt.
/usr/share/locale
Hier werden Locale-Informationen abgelegt.
/usr/share/man
Hier werden Handbuchseiten enstprechend der Definition der Handbuch-Abschnitte in Unterverzeichnissen abgelegt.
/usr/share/man/<Locale>/man[1-9]
Diese Verzeichnisse enthalten die Handbuchseiten-Quelltexte für spezielle Locales. Systeme, die nur eine Sprache und nur eine Codierung für alle Handbuchseiten verwenden, können die <Locale>-Teilzeichenkette weglassen.
/usr/share/misc
verschiedene Daten, die von verschiedenen Architekturen des gleichen Betriebssystems gemeinsam genutzt werden können
/usr/share/nls
Hier befinden sich die Nachrichtenkataloge für die Unterstützung verschiedener Sprachen.
/usr/share/sgml
Dateien für SGML und XML
/usr/share/terminfo
die Terminfo-Datenbank
/usr/share/tmac
nicht mit Groff verteilte Troff-Makros
/usr/share/zoneinfo
Dateien mit Zeitzonen-Informationen
/usr/src
Quelltextdateien für verschiedene Teile des Systems, die von ein paar Paketen hier zu Referenzzwecken abgelegt wurden. Arbeiten Sie hier nicht mit eigenen Projekten, da Dateien unter /usr, außer bei der Installation von Software, nur lesbar sein sollten.
/usr/src/linux
Dies war der traditionelle Ort für die Kernel-Quellen. Einige Distributionen legen hier die Quellen des von ihnen verteilten Standard-Kernels ab. Wenn Sie einen eigenen Kernel bauen, sollten Sie wohl besser ein anderes Verzeichnis verwenden.
/usr/tmp
Obsolet; sollte ein Link zu /var/tmp sein. Dieser Link ist nur aus Kompatibilitätsgründen vorhanden und sollte nicht benutzt werden.
/var
Diese Verzeichnis enthält Dateien, deren Größe sich ändern kann. Dazu zählen Spool- und Logdateien.
/var/adm
Dieses Verzeichnis wurde durch /var/log ersetzt und sollte ein symbolischer Link zu /var/log sein.
/var/backups
aus historischen Gründen reserviert
/var/cache
Zwischenspeicher für Programmdaten
/var/catman/cat[1-9] oder /var/cache/man/cat[1-9]
Diese Verzeichnisse enthalten vorformatierte Handbuchseiten. Die Unterverzeichnisse entsprechen dem zugehörigen Abschnitt der Handbuchseiten, cat1 enthält also Handbuchseiten aus Abschnitt 1. (Von der Verwendung vorformatierter Handbuchseiten wird abgeraten.)
/var/cron
aus historischen Gründen reserviert
/var/lib
variable Zustandsinformationen von Programmen
/var/local
variable Daten für /usr/local
/var/lock
Lock-Dateien werden in diesem Verzeichnis abgelegt. Die Namenskonvention für Geräte-Lock-Dateien ist LCK..<device>, wobei <device> der Gerätename im Dateisystem ist. Es wird das Format der HDU-UUCP-Lock-Dateien verwendet. Das heißt, Lock-Dateien enthalten eine PID als 10-Byte-ASCII-Dezimalzahl, gefolgt von einem Zeilenumbruch.
/var/log
verschiedene Protokolldateien
/var/opt
variable Daten für /opt
/var/mail
Benutzer-Postfächer; ersetzt /var/spool/mail
/var/msgs
aus historischen Gründen reserviert
/var/preserve
aus historischen Gründen reserviert
/var/run
Variable Laufzeitdateien, wie Dateien, die IDs (PIDs) und Informationen über angemeldete Benutzer (utmp) aufnehmen; Dateien in diesem Verzeichnis werden in der Regel gelöscht, wenn das System hochfährt.
/var/spool
zwischengespeicherte Dateien (oder Dateien in Warteschlangen) für verschiedene Programme
/var/spool/at
Warteschlangen für at(1)-Jobs
/var/spool/cron
Warteschlangen für cron(8)
/var/spool/lpd
wartende Druckdateien
/var/spool/mail
ersetzt durch /var/mail
/var/spool/mqueue
Warteschlange für ausgehende E-Mail
/var/spool/news
Verzeichnis für die Zwischenspeicherung von News
/var/spool/rwho
wartende Dateien für rwhod(8)
/var/spool/smail
zwischengespeicherte Dateien für das E-Mail-Zustellprogramm smail(1)
/var/spool/uucp
wartende Dateien für uucp(1)
/var/tmp
Wie /tmp enthält dieses Verzeichnis auf unbestimmte Zeit gespeicherte, temporäre Dateien.
/var/yp
NIS-Datenbankdateien

KONFORM ZU

The Filesystem Hierarchy Standard, Version 2.2 http://www.pathname.com/fhs/

FEHLER

Diese Liste ist nicht vollständig. Manche Systeme können anders konfiguriert sein.

SIEHE AUCH

find(1), ln(1), proc(5), mount(8)
 
The Filesystem Hierarchy Standard

KOLOPHON

Diese Seite ist Teil der Veröffentlichung 3.42 des Projekts Linux- man-pages. Eine Beschreibung des Projekts und Informationen, wie Fehler gemeldet werden können, finden sich unter http://www.kernel.org/doc/man-pages/.
 

ÜBERSETZUNG

Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von René Tschirley <gremlin@cs.tu-berlin.de>, Andreas Braukmann <andy@abra.de> und Martin Eberhard Schauer <Martin.E.Schauer@gmx.de> erstellt.
 
Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.
 
Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte eine E-Mail an <debian-l10n-german@lists.debian.org>.
5. August 2012 Linux