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dpkg-buildflags(1) dpkg-Programmsammlung dpkg-buildflags(1)

BEZEICHNUNG

dpkg-buildflags - liefert Bauschalter zum Einsatz beim Paketbau

ÜBERSICHT

dpkg-buildflags [Option ?] [Befehl]

BESCHREIBUNG

dpkg-buildflags ist ein Werkzeug, das zum Abfragen der zu verwendenden Kompilierungsschalter für den Bau von Debian-Paketen eingesetzt wird. Die Standardschalter werden vom Lieferanten definiert, sie können auf mehrere Arten erweitert/überschrieben werden:
1.
systemweit mit /etc/dpkg/buildflags.conf
2.
für den aktuellen Benutzer mit $XDG_CONFIG_HOME/dpkg/buildflags.conf, wobei $XDG_CONFIG_HOME standardmäßig auf $HOME/.config gesetzt ist
3.
temporär durch den Benutzer mittels Umgebungsvariablen (siehe Abschnitt UMGEBUNG)
4.
dynamisch durch den Paketverwalter mittels Umgebungsvariablen, die über debian/rules gesetzt wurden (siehe Abschnitt UMGEBUNG)
Die Konfigurationsdateien können zwei Arten von Direktiven enthalten:
SET Schalter Wert
Überschreibt den Schalter namens Schalter, um den Wert Wert zu erhalten.
STRIP Schalter Wert
Aus dem Schalter namens Schalter alle in Wert aufgeführten Bauschalter entfernen
APPEND Schalter Wert
Erweitert den Schalter namens Schalter durch Anhängen der in Wert angegebenen Optionen. Ein Leerzeichen wird vor den angehängten Wert vorangestellt, falls der derzeitige Wert nicht leer ist.
PREPEND Schalter Wert
Erweitert den Schalter namens Schalter durch Voranstellen der in Wert angegebenen Optionen. Ein Leerzeichen wird hinter den vorangestellten Wert angehängt, falls der derzeitige Wert nicht leer ist.
Die Konfigurationsdateien können Kommentare auf Zeilen enthalten, die mit einer Raute (#) beginnen. Leere Zeilen werden auch ignoriert.

BEFEHLE

--dump
Auf der Standardausgabe alle Kompilierschalter und ihre Werte ausgeben. Es wird ein Schalter pro Zeile ausgegeben, wobei der Werte durch ein Gleichheitszeichen (» Schalter=Wert«) abgetrennt wird. Dies ist die Standardaktion.
--list
Gibt die Liste der vom aktuellen Lieferanten unterstützen Schalter (eine pro Zeile) aus. Lesen Sie den Abschnitt UNTERSTÜTZTE SCHALTER für weitere Informationen über sie.
--status
Alle Informationen anzeigen, die zum Verständnis des Verhaltens von dpkg-buildflags nützlich sein können: relevante Umgebungsvariablen, aktueller Lieferant, Zustand der Funktionsschalter. Auch die entstehenden Compiler-Schalter mit ihrem Ursprung werden ausgeben.
 
Dies ist zur Ausführung in debian/rules gedacht, so dass das Bauprotokoll einen klaren Nachweis der verwandten Bauschalter enthält. Dies kann zur Diagnose von Problemen in Zusammenhang mit diesen nützlich sein.
--export=Format
Auf der Standardausgabe Shell- (falls Format sh ist) oder Make- (falls Format make ist) Befehle ausgeben, die dazu verwandt werden können, alle Kompilierschalter in die Umgebung zu exportieren. Falls Format configure lautet, kann die Ausgabe für eine Kommandozeile von ./configure verwandt werden. Falls der Wert von Format nicht angegeben wird, wird sh angenommen. Nur Kompilierschalter, die mit einem Großbuchstaben beginnen, werden aufgenommen. Bei allen anderen wird angenommen, dass sie für die Umgebung nicht geeignet sind.
--get Schalter
Gibt den Wert des Schalters auf der Standardausgabe aus. Beendet sich mit 0, falls der Schalter bekannt ist, andernfalls mit 1.
--origin Schalter
Gibt den Ursprung des von --get gelieferten Werts aus. Beendet sich mit 0, falls der Schalter bekannt ist, andernfalls mit 1. Der Ursprung kann einer der folgenden Werte sein:
vendor
der ursprünglich vom Lieferanten gesetzte Schalter wird zurückgeliefert
system
der Schalter wurde durch eine systemweite Konfiguration gesetzt/verändert
user
der Schalter wurde durch eine benutzerspezifische Konfiguration gesetzt/verändert
env
der Schalter wurde durch eine umgebungsspezifische Konfiguration gesetzt/verändert
--query-features Bereich
Gibt die Funktionalitäten, die für den übergebenen Bereich aktiviert sind, aus. Der einzige derzeit erkannte Bereich ist hardening. Beendet sich mit 0, falls der Bereich bekannt ist, andernfalls mit 1.
Das Ausgabeformat ist im Kopfzeilen-Stil von RFC822, mit einem Abschnitt pro Funktionalität. Beispiel:
  Feature: pie
  Enabled: no
Feature: stackprotector Enabled: yes
--help
Zeige den Bedienungshinweis und beende.
--version
Gebe die Version aus und beende sich.

UNTERSTÜTZTE SCHALTER

CFLAGS
Optionen für den C-Compiler. Der vom Lieferanten gesetzte Standardwert enthält -g und die Standard Optimierungsstufe (normalerweise -O2 oder -O0, falls die Umgebungsvariable DEB_BUILD_OPTIONS noopt definiert.
CPPFLAGS
Optionen für den C-Präprozessor. Standardwert: leer
CXXFLAGS
Optionen für den C++-Compiler. Identisch zu CFLAGS.
FFLAGS
Optionen für den Fortran-Compiler. Identisch zu CFLAGS.
LDFLAGS
Optionen die beim Linken von Programmen oder Laufzeitbibliotheken an den Compiler weitergegeben werden (falls der Linker direkt aufgerufen wird, müssen -Wl und , aus diesen Optionen entfernt werden). Standardmäßig leer.

DATEIEN

/etc/dpkg/buildflags.conf
Systemweite Konfigurationsdatei
$XDG_CONFIG_HOME/dpkg/buildflags.conf oder $HOME/.config/dpkg/buildflags.conf
Benutzer-Konfigurationsdatei

UMGEBUNG

Es gibt einen Satz von zwei Umgebungsvariablen, die den gleichen Vorgang durchführen. Der erste (DEB_ Schalter_Vorg) sollte niemals innerhalb von debian/rules verwandt werden. Er ist für Benutzer gedacht, die das Quellpaket mit anderen Bauschaltern erneut bauen möchten. Der zweite Satz (DEB_ Schalter_MAINT_Vorg) sollte nur durch Paketbetreuer in debian/rules verwandt werden, um die entstehenden Bauschalter zu ändern.
DEB_Schalter_SET
DEB_Schalter_MAINT_SET Diese Variable kann zum Erzwingen des für Schalter zurückgegebenen Werts verwandt werden.
DEB_Schalter_STRIP
DEB_Schalter_MAINT_STRIP Diese Variable kann zum Bereitstellen einer durch Leerzeichen getrennten Liste von Optionen verwandt werden, die aus dem Satz von Schalter zurückgelieferten Schaltern entfernt werden.
DEB_Schalter_APPEND
DEB_Schalter_MAINT_APPEND Diese Variable kann zum Anhängen ergänzender Optionen zum Wert, der von Schalter zurückgegeben wird, verwandt werden.
DEB_Schalter_PREPEND
DEB_Schalter_MAINT_PREPEND Diese Variable kann zum Voranstellen ergänzender Optionen zum Wert, der von Schalter zurückgegeben wird, verwandt werden.
DEB_BUILD_MAINT_OPTIONS
Diese Variable kann zum Deaktivieren oder Aktivieren verschiedener Härtungsbauschalter durch die Option hardening verwandt werden. Lesen Sie den Abschnitt HÄRTUNG für weitere Details.

HÄRTUNG

Mehrere Kompilierzeit-Optionen (weiter unten beschrieben) können dazu verwandt werden, ein erstelltes Programm gegen Speicherverfälschungsangriffe zu härten, oder zusätzliche Warnungsmeldungen während der Übersetzung auszugeben. Sie werden für Architekturen, die diese unterstützen, standardmäßig aktiviert; die Ausnahmen sind unten angegeben.
Jede Härtungsfunktionalität kann durch den entsprechenden Härtungs--Wert in der Umgebungsvariablen DEB_BUILD_MAINT_OPTIONS mit den »+«- und »-«-Schaltern aktiviert und deaktiviert werden. Soll beispielsweise die »pie«-Funktionalität aktiviert und die »fortify«-Funktionalität deaktiviert werden, können Sie Folgendes in debian/rules verwenden:

export DEB_BUILD_MAINT_OPTIONS=hardening=+pie,-fortify
Die spezielle Funktionalität all kann dazu verwandt werden, alle Härtungsfunktionalitäten auf einmal zu aktivieren oder zu deaktiveren. Um daher alles zu deaktiveren und nur »format« und »fortify« zu aktiveren, kann Folgendes eingesetzt werden:

export DEB_BUILD_MAINT_OPTIONS=hardening=-all,+format,+fortify
format
Diese Einstellung (standardmäßig aktiviert) fügt -Wformat -Werror=format-security zu CFLAGS und CXXFLAGS hinzu. Damit wird über inkorrekte Formatzeichenkettenverwendungen gewarnt und zu einem Fehler führen, wenn Formatfunktionen deart verwandt werden, dass daraus ein mögliches Sicherheitsproblem werden könnte. Derzeit warnt dies über Aufrufe auf printf- und scanf-Funktionen, bei denen die Formatzeichenkette nicht eine reine Zeichenkette ist und es keine Formatargumente gibt, wie in printf(foo); statt printf("%s", foo);. Dies könnte ein Sicherheitsproblem sein, falls die Formatzeichenkette aus einer unvertrauenswürdigen Eingabe stammt und »%n« enthält.
fortify
Diese Einstellung (standardmäßig aktiviert) fügt -D_FORTIFY_SOURCE=2 zu CPPFLAGS hinzu. Während der Code-Erstellung hat der Compiler umfangreiche Informationen über Puffergrößen (wo möglich) und versucht, unsichere unbegrenzte Pufferfunktionsaufrufe durch längenbegrenzte zu ersetzen. Das ist besonders für alten, verkramten Code nützlich. Zusätzlich werden Formatzeichenketten in schreibbarem Speicher, die »%n« enthalten, blockiert. Falls eine Anwendung von solchen Formatzeichenketten abhängt, müssen dafür andere Lösungsmöglichkeiten gefunden werden.
 
Beachten Sie, dass die Quellen auch mit -O1 oder höher kompiliert werden müssen, damit diese Option einen Effekt hat.
stackprotector
Diese Einstellung (standardmäßig aktiviert) fügt -fstack-protector --param=ssp-buffer-size=4 zu CFLAGS und CXXFLAGS hinzu. Dies fügt Sicherheitsprüfungen gegen die Überschreibung des Stapelspeichers (Stacks) hinzu. Damit werden viele mögliche Code-Einfügeangriffe zu Abbruchsituationen. Im besten Fall werden damit Code-Einfügungsangriffe zu Diensteverweigerungsangriffen oder zu keinen Problemen (abhängig von der Anwendung).
 
Diese Funktionalität benötigt das Linken mit Glibc (oder einem anderen Anbieter von __stack_chk_fail). Sie muss daher deaktiviert werden, wenn mit -nostdlib oder -ffreestanding oder Ähnlichem gebaut wird.
relro
Diese Einstellung (standardmäßig aktiviert) fügt -Wl,-z,relro zu LDFLAGS hinzu. Während des Ladens des Programms müssen mehrere ELF-Speicherabschnitte vom Binder (Linker) geschrieben werden. Diese Einstellung signalisiert dem Ladeprogramm, diese Abschnitte in nur-Lese-Zugriff zu ändern, bevor die Steuerung an das Programm übergeben wird. Insbesondere verhindert dies GOT-Überschreibeangriffe. Falls diese Option deaktiviert ist, wird auch bindnow deaktiviert.
bindnow
Diese Einstellung (standardmäßig deaktiviert) fügt -Wl,-z,now zu LDFLAGS hinzu. Während des Ladens des Programms werden alle dynamischen Symbole aufgelöst, womit das gesamte PLT nur-lesend markiert werden kann (aufgrund von relro oben). Diese Option kann nicht aktiviert werden, falls relro nicht aktiviert ist.
pie
Diese Einstellung (standardmäßig deaktiviert) fügt -fPIE zu CFLAGS und CXXFLAGS sowie -fPIE -pie zu LDFLAGS hinzu. »Position Independent Executable« (positionsunabhängige Programme) werden benötigt, um »Address Space Layout Randomization« (Bereitstellung eines zufälligen Adressbereichlayouts) auszunutzen, der von einigen Kernelversionen bereitgestellt wird. Während ASLR bereits für Datenbereiche auf dem Stapel (Stack) und Heap erzwungen werden kann (brk und mmap), müssen die Codebereiche positionsunabhängig übersetzt werden. Laufzeitbibliotheken machen dies bereits (-fPIC), so dass sie ASLR automatisch erhalten, aber Programm-.text-Regionen müssen mit PIE gebaut werden, um ASLR zu erhalten. Wenn dies passiert, sind ROP- (Return Oriented Programming) Angriffe sehr viel schwerer durchzuführen, da es keine statischen Orte mehr gibt, zu denen während eines Speicherverfälschungsangriffs hingesprungen werden könnte.
 
Dies ist nicht mit -fPIC kompatibel, daher muss beim Erstellen von Laufzeitbibliotheken Vorsicht angewandt werden.
 
Zusätzlich können auf einigen Architekturen (am deutlichsten auf i368) Leistungsverluste von bis zu 15% in sehr text-Segment-lastigen Anwendungsfällen auftreten, da PIE über allgemeine Register implementiert ist; in den meisten Anwendungsfällen sind dies weniger als 1%. Architekturen mit mehr allgemeinen Registern (z.B. Amd64) erfahren nicht diese Schlimmstfall-Strafe.

ÜBERSETZUNG

Die deutsche Übersetzung wurde 2004, 2006-2015 von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de>, 2007 von Florian Rehnisch <eixman@gmx.de> und 2008 von Sven Joachim <svenjoac@gmx.de> angefertigt. Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 2 oder neuer für die Kopierbedingungen. Es gibt KEINE HAFTUNG.
2012-04-03 Debian-Projekt