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TTY_IOCTL(4) | Linux-Programmierhandbuch | TTY_IOCTL(4) |
BEZEICHNUNG¶
tty_ioctl - Ioctls für Terminals und serielle Leitungen
ÜBERSICHT¶
#include <termios.h>
int ioctl(int fd, int cmd, …);
BESCHREIBUNG¶
Der ioctl(2)-Aufruf für Terminals und serielle Ports akzeptiert viele mögliche Befehlzeilenargumente. Die meisten erwarten ein drittes Argument, von verschiedenem Typ, hier argp oder arg genannt.
Durch die Verwendung von ioctl entstehen nichtportierbare Programme. Verwenden Sie die POSIX-Schnittstelle, wie in termios(3) beschrieben, wann immer möglich.
Terminal-Attribute ermitteln und setzen¶
- TCGETS struct termios *argp
- äquivalent zu tcgetattr(fd, argp)
Einstellungen der aktuellen seriellen Schnittstelle ermitteln - TCSETS const struct termios *argp
- äquivalent zu tcsetattr(fd, TCSANOW, argp)
Einstellungen der aktuellen seriellen Schnittstelle setzen - TCSETSW const struct termios *argp
- äquivalent zu tcsetattr(fd, TCSADRAIN, argp)
Erlaubt dem Ausgabepuffer, leerzulaufen, und setzt die aktuellen Einstellungen serieller Ports. - TCSETSF const struct termios *argp
- äquivalent zu tcsetattr(fd, TCSAFLUSH, argp)
Erlaubt dem Ausgabepuffer, leerzulaufen, verwirft wartende Eingaben und setzt die aktuellen Einstellungen serieller Ports.
Die folgenden vier Ioctls sind genau wie TCGETS, TCSETS, TCSETSW, TCSETSF, außer dass Sie ein struct termio * statt eines struct termios * erwarten.
- TCGETA struct termio *argp
- TCSETA const struct termio *argp
- TCSETAW const struct termio *argp
- TCSETAF const struct termio *argp
Sperren der Struktur Termios¶
Die Struktur termios eines Terminals kann gesperrt werden. Die Sperre ist selbst eine Struktur termios, bei der von Null verschiedene Bits die gesperrten Werte anzeigen.
- TIOCGLCKTRMIOS struct termios *argp
- Ermittelt den Status der Sperren der Struktur termios des Terminals.
- TIOCSLCKTRMIOS const struct termios *argp
- Setzt den Status der Sperren der Struktur termios des Terminals. Nur Prozesse mit der Capability CAP_SYS_ADMIN können dies tun.
Fenstergröße ermitteln und setzen¶
Fenstergrößen werden im Kernel gehalten, dort aber nicht verwandt (außer im Falle der virtuellen Konsolen, bei denen der Kernel die Fenstergrößen aktualisiert, wenn sich die Größe der virtuellen Konsolen ändert, beispielsweise durch Laden einer neuen Schriftart).
Die folgenden Konstanten und Strukturen sind in <sys/ioctl.h> definiert.
- TIOCGWINSZ struct winsize *argp
- Fenstergröße ermitteln.
- TIOCSWINSZ const struct winsize *argp
- Fenstergröße setzen.
Das von diesen Ioctls verwandte Struct ist wie folgt definiert:
struct winsize {
unsigned short ws_row;
unsigned short ws_col;
unsigned short ws_xpixel; /* unbenutzt */
unsigned short ws_ypixel; /* unbenutzt */ };
Wenn sich die Fenstergröße ändert wird das Signal SIGWINCH an die Vordergrund-Prozessgruppe gesandt.
Senden einer Unterbrechung¶
- TCSBRK int arg
- äquivalent zu tcsendbreak(fd, arg)
Falls das Terminal asynchrone Datenübertragung verwendet und arg Null ist, wird eine Unterbrechung (ein Strom von Null-Bits) für 0,25-0,5 Sekunden gesandt. Falls das Terminal keine asynchrone serielle Datenübertragung verwendet, wird entweder eine Unterbrechung gesandt oder die Funktion kommt ohne Aktion zurück. Falls arg nicht Null ist, ist die Aktion undefiniert.(SVr4, UnixWare, Solaris, Linux behandeln tcsendbreak(fd,arg) mit von Null verschiedenem arg wie tcdrain(fd). SunOS behandelt arg als Multiplikator und schickt einen Bitstrom der Länge arg-mal so lange wie bei arg gleich Null. DG/UX und AIX behandeln arg (wenn von Null verschieden) als Zeitintervall in Millisekunden. HP-UX ignoriert arg.)
- TCSBRKP int arg
- Sogenannte »POSIX-Version« von TCSBRK. Sie behandelt von Null verschiedene arg als in Dezisekunden gemessenes Zeitintervall und führt nichts aus, falls der Treiber Unterbrechungen nicht unterstützt.
- TIOCSBRK void
- Schaltet Unterbrechungen ein, d.h. beginnt den Versand von Null-Bits.
- TIOCCBRK void
- Schaltet Unterbrechungen aus, d.h. beendet den Versand von Null-Bits.
Software-Flußsteuerung¶
- TCXONC int arg
- äquivalent zu tcflow(fd, arg)
siehe tcflow(3) für die Argumentwerte TCOOFF, TCOON, TCIOFF, TCION
Buffer count and flushing¶
- FIONREAD int *argp
- Die Anzahl der Bytes im Eingabepuffer ermitteln.
- TIOCINQ int *argp
- identisch zu FIONREAD
- TIOCOUTQ int *argp
- Die Anzahl der Bytes im Ausgabepuffer ermitteln.
- TCFLSH int arg
- äquivalent zu tcflush(fd, arg)
siehe tcflush(3) für die Argumentwerte TCIFLUSH, TCOFLUSH und TCIOFLUSH
Eingabe vortäuschen¶
- TIOCSTI const char *argp
- Das übergebene Byte in die Eingabewarteschlange einfügen.
Konsoleausgabe umleiten¶
- TIOCCONS void
- Lenkt die Ausgabe, die an /dev/console oder /dev/tty0 gegangen wäre, an das übergebene Terminal um. Falls das ein Pseudoterminal-Master war, sende es an den Slave. Unter Linux kann dies vor Version 2.6.10 jeder tun, solange die Ausgabe noch nicht umgeleitet worden war; seit Version 2.6.10 kann dies nur ein Prozess mit der Capability CAP_SYS_ADMIN tun. Falls die Ausgabe bereits umgeleitet worden war, wird EBUSY zurückgeliefert. Die Umleitung kann aber beendet werden, indem Ioctl mit einem fd, der auf /dev/console oder /dev/tty0 zeigt, verwandt wird.
Steuerndes Terminal¶
- TIOCSCTTY int arg
- Macht das übergebene Terminal zum steuernden Terminal des
aufrufenden Prozesses. Der aufrufende Prozess muss ein Sitzungsleiter sein
und darf noch kein steuerndes Terminal haben. Für diesen Fall
sollte arg als Null festgelegt werden.
Falls dieses Terminal bereits das steuernde Terminal einer anderen Sitzungsgruppe ist, schlägt der Ioctl mit EPERM fehl. Verfügt der Aufrufende allerdings über das Capability CAP_SYS_ADMIN und ist arg 1, dann wird das Terminal gestolen und alle Prozesse, die es als steuerndes Terminal hatten, verlieren es.
- TIOCNOTTY void
- Falls das übergebene Terminal das steuernde Terminal des aufrufenden Prozesses war, wird dieses steuernde Terminal aufgegeben. Falls der Prozess der Sitzungsleiter war, dann wird SIGHUP und SIGCONT zu der Vordergrundprozessgruppe gesandt und alle Prozesse in der aktuellen Sitzung verlieren ihr steuerndes Terminal.
Prozessgruppen- und -sitzungs-ID¶
- TIOCGPGRP pid_t *argp
- wenn erfolgreich, äquivalent zu *argp = tcgetpgrp(fd)
Die Prozessgruppen-ID der Vordergrundprozessgruppe auf diesem Terminal ermitteln. - TIOCSPGRP const pid_t *argp
- äquivalent zu tcsetpgrp(fd, *argp)
Die Vordergrundprozessgruppen-ID dieses Terminals setzen. - TIOCGSID pid_t *argp
- Ermittelt die Sitzungs-ID des übergebenen Terminals. Dies schlägt mit ENOTTY fehl, falls das Terminal kein Master-Pseudoterminal und nicht unser steuerndes Terminal ist. Merkwürdig.
Exklusiver Modus¶
- TIOCEXCL void
- Setzt das Terminal in den exklusiven Modus. Es sind keine weiteren open(2)-Aktionen auf dem Terminal erlaubt. (Sie werden mit EBUSY fehlschlagen, außer der Prozess hat die Capability CAP_SYS_ADMIN.)
- TIOCGEXCL int *argp
- Falls sich das Terminal momentan im exklusiven Modus befindet, wird ein von Null verschiedener Wert in den durch argp angezeigten Ort gelegt; andernfalls wird Null in *argp gelegt (seit Linux 3.8).
- TIOCNXCL void
- exklusiven Modus deaktivieren
Leitungsdisziplin¶
- TIOCGETD int *argp
- Ermittelt die Leitungsdisziplin des Terminals.
- TIOCSETD const int *argp
- Setzt die Leitungsdisziplin des Terminals.
Pseudoterminal-Ioctls¶
- TIOCPKT const int *argp
- Aktiviert (wenn *argp von Null verschieden ist) oder deaktivert den
Paketmodus. Kann nur auf die Master-Seite eines Pseudoterminals angewandt
werden (und liefert andernfalls ENOTTY zurück). Im
Paketmodus wird jeder nachfolgende Schreibvorgang ein Paket
zurückliefern, das ein einzelnes, von Null verschiedenes Steuerbyte
oder ein einzelnes Byte, das Zero (» «), gefolgt von
den auf der Slave-Seite des Pseudoterminals geschriebenen Daten,
enthält. Falls das erste Byte nicht TIOCPKT_DATA (0) ist,
ist es eine ODER-Verknüpfung einer oder mehrere der folgenden Bits:
TIOCPKT_FLUSHREAD The read queue for the terminal is flushed. TIOCPKT_FLUSHWRITE The write queue for the terminal is flushed. TIOCPKT_STOP Output to the terminal is stopped. TIOCPKT_START Output to the terminal is restarted. TIOCPKT_DOSTOP The start and stop characters are ^S/^Q. TIOCPKT_NOSTOP The start and stop characters are not ^S/^Q.
Während dieser Modus verwandt wird, kann die Anwesenheit von Steuerstatusinformationen, die von der Master-Seite gelesen werden sollen, für außergewöhnliche Bedingungen durch ein select(2) erkannt werden.
Dieser Modus wird von rlogin(1) und rlogind(8) benutzt, um eine Anmeldung mit Ausgabe in der Ferne und lokaler ^S/^Q-Flußsteuerung zu implementieren.
- TIOGCPKT const int *argp
- Liefert die aktuelle Paketmoduseinstellung in der Ganzzahl, auf die argp zeigt, zurück (seit Linux 3.8).
- TIOCSPTLCK int *argp
- Setzt (falls *argp von Null verschieden ist) oder entfernt (falls *argp Null ist) das Pseudoterminal-Slave-Gerät. (Siehe auch unlockpt(3).)
- TIOCGPTLCK int *argp
- Legt den aktuellen Sperrstatus des Pseudoterminal-Slave-Geräts in den durch argp verwiesenen Ort (seit Linux 3.8).
Die BSD-Ioctls TIOCSTOP, TIOCSTART, TIOCUCNTL, TIOCREMOTE wurden unter Linux nicht implementiert.
Modem-Steuerung¶
- TIOCMGET int *argp
- Den Staus der Modem-Bits ermitteln.
- TIOCMSET const int *argp
- Den Staus der Modem-Bits setzen.
- TIOCMBIC const int *argp
- Die angegebenen Modem-Bits zurücksetzen.
- TIOCMBIS const int *argp
- Die angegebenen Modem-Bits setzen.
Die folgenden Bits werden von den obigen Ioctls verwandt:
TIOCM_LE DSR (data set ready/line enable) TIOCM_DTR DTR (data terminal ready) TIOCM_RTS RTS (request to send) TIOCM_ST Secondary TXD (transmit) TIOCM_SR Secondary RXD (receive) TIOCM_CTS CTS (clear to send) TIOCM_CAR DCD (data carrier detect) TIOCM_CD see TIOCM_CAR TIOCM_RNG RNG (ring) TIOCM_RI see TIOCM_RNG TIOCM_DSR DSR (data set ready)
- TIOCMIWAIT int arg
- Wartet auf die Änderung eines der 4 Modem-Bits (DCD, RI, DSR, CTS). Die Bits von Interesse werden als Bitmaske in arg festgelegt, indem jedes der Bit-Werte (TIOCM_RNG, TIOCM_DSR, TIOCM_CD und TIOCM_CTS) mit ODER verknüpft wird. Der Aufrufende sollte TIOCGICOUNT verwenden, um zu schauen, welches Bit sich geändert hat.
- TIOCGICOUNT struct serial_icounter_struct *argp
- Ermittelt die Anzahl der Interrrupts der seriellen Eingabeleitung (DCD,
RI, DSR, CTS). Die Anzahl wird in die durch argp verwiesene
Struktur serial_icounter_struct geschrieben.
Hinweis: Sowohl 1->0- als auch 0->1-Übergänge werden gezählt, außer für RI, bei dem nur 0->1-Übergänge gezählt werden.
Eine Leitung als lokal kennzeichnen¶
- TIOCGSOFTCAR int *argp
- ("Get software carrier flag") Get the status of the CLOCAL flag in the c_cflag field of the termios structure.
- TIOCSSOFTCAR const int *argp
- ("Set software carrier flag") Set the CLOCAL flag in the termios structure when *argp is nonzero, and clear it otherwise.
If the CLOCAL flag for a line is off, the hardware carrier detect (DCD) signal is significant, and an open(2) of the corresponding terminal will block until DCD is asserted, unless the O_NONBLOCK flag is given. If CLOCAL is set, the line behaves as if DCD is always asserted. The software carrier flag is usually turned on for local devices, and is off for lines with modems.
Linux-spezifisch¶
Für den TIOCLINUX-Ioctl, siehe console_ioctl(4).
Kernel-Fehlersuche¶
#include <linux/tty.h>
- TIOCTTYGSTRUCT struct tty_struct *argp
- Die fd entsprechende tty_struct ermitteln. Dieser Befehl wurde in Linux 2.5.67 entfernt.
RÜCKGABEWERT¶
Der Systemaufruf ioctl(2) liefert im Erfolgsfall 0 zurück. Bei einem Fehler wird -1 zurückgegeben und errno entsprechend gesetzt.
FEHLER¶
- EINVAL
- ungültiger Befehlsparameter
- ENOIOCTLCMD
- unbekannter Befehl
- ENOTTY
- ungeeigneter fd
- EPERM
- Unzureichende Berechtigung.
BEISPIEL¶
Die Bedingungen von DTR auf dem seriellen Port prüfen.
#include <termios.h> #include <fcntl.h> #include <sys/ioctl.h> int main(void) {
int fd, serial;
fd = open("/dev/ttyS0", O_RDONLY);
ioctl(fd, TIOCMGET, &serial);
if (serial & TIOCM_DTR)
puts("TIOCM_DTR ist gesetzt");
else
puts("TIOCM_DTR ist nicht gesetzt");
close(fd); }
SIEHE AUCH¶
ldattach(1), ioctl(2), termios(3), console_ioctl(4), pty(7)
KOLOPHON¶
Diese Seite ist Teil der Veröffentlichung 4.09 des Projekts Linux-man-pages. Eine Beschreibung des Projekts, Informationen, wie Fehler gemeldet werden können sowie die aktuelle Version dieser Seite finden sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.
ÜBERSETZUNG¶
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.
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15. März 2016 | Linux |