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IOCTL_TTY(2) Linux-Programmierhandbuch IOCTL_TTY(2)

BEZEICHNUNG

ioctl_tty - Ioctls für Terminals und serielle Leitungen

ÜBERSICHT

#include <termios.h>

int ioctl(int dd, int Bef, …);

BESCHREIBUNG

Der ioctl(2)-Aufruf für Terminals und serielle Ports akzeptiert viele mögliche Befehlzeilenargumente. Die meisten erwarten ein drittes Argument, von verschiedenem Typ, hier argp oder arg genannt.

Durch die Verwendung von ioctl entstehen nichtportierbare Programme. Verwenden Sie die POSIX-Schnittstelle, wie in termios(3) beschrieben, wann immer möglich.

Terminal-Attribute ermitteln und setzen

äquivalent zu tcgetattr(dd, argp)
Einstellungen der aktuellen seriellen Schnittstelle ermitteln
äquivalent zu tcsetattr(dd, TCSANOW, argp)
Einstellungen der aktuellen seriellen Schnittstelle setzen
äquivalent zu tcsetattr(dd, TCSADRAIN, argp)
Erlaubt dem Ausgabepuffer, leerzulaufen, und setzt die aktuellen Einstellungen serieller Ports.
äquivalent zu tcsetattr(dd, TCSAFLUSH, argp)
Erlaubt dem Ausgabepuffer, leerzulaufen, verwirft wartende Eingaben und setzt die aktuellen Einstellungen serieller Ports.

Die folgenden vier Ioctls sind genau wie TCGETS, TCSETS, TCSETSW, TCSETSF, außer dass Sie ein struct termio * statt eines struct termios * erwarten.

TCGETA struct termio *argp
TCSETA const struct termio *argp
TCSETAW const struct termio *argp
TCSETAF const struct termio *argp

Sperren der Struktur Termios

Die Struktur termios eines Terminals kann gesperrt werden. Die Sperre ist selbst eine Struktur termios, bei der von Null verschiedene Bits die gesperrten Werte anzeigen.

Ermittelt den Status der Sperren der Struktur termios des Terminals.
Setzt den Status der Sperren der Struktur termios des Terminals. Nur Prozesse mit der Capability CAP_SYS_ADMIN können dies tun.

Fenstergröße ermitteln und setzen

Fenstergrößen werden im Kernel gehalten, dort aber nicht verwandt (außer im Falle der virtuellen Konsolen, bei denen der Kernel die Fenstergrößen aktualisiert, wenn sich die Größe der virtuellen Konsolen ändert, beispielsweise durch Laden einer neuen Schriftart).

Die folgenden Konstanten und Strukturen sind in <sys/ioctl.h> definiert.

Fenstergröße ermitteln.
Fenstergröße setzen.

Das von diesen Ioctls verwandte Struct ist wie folgt definiert:


struct winsize {

unsigned short ws_row;
unsigned short ws_col;
unsigned short ws_xpixel; /* unbenutzt */
unsigned short ws_ypixel; /* unbenutzt */ };

Wenn sich die Fenstergröße ändert, wird das Signal SIGWINCH an die Vordergrund-Prozessgruppe gesandt.

Senden einer Unterbrechung

äquivalent zu tcsendbreak(dd, arg)
Falls das Terminal asynchrone Datenübertragung verwendet und arg Null ist, wird eine Unterbrechung (ein Strom von Null-Bits) für 0,25-0,5 Sekunden gesandt. Falls das Terminal keine asynchrone serielle Datenübertragung verwendet, wird entweder eine Unterbrechung gesandt oder die Funktion kehrt ohne Aktion zurück. Falls arg nicht Null ist, ist die Aktion undefiniert.
(SVr4, UnixWare, Solaris und Linux behandeln tcsendbreak(dd,arg) mit von Null verschiedenem arg wie tcdrain(dd). SunOS behandelt arg als Multiplikator und schickt einen Bitstrom, der arg-mal so lang wie bei arg gleich Null ist. DG/UX und AIX behandeln arg (wenn von Null verschieden) als Zeitintervall in Millisekunden. HP-UX ignoriert arg.)
Sogenannte »POSIX-Version« von TCSBRK. Sie behandelt von Null verschiedene arg als in Dezisekunden gemessenes Zeitintervall und führt nichts aus, falls der Treiber keine Unterbrechungen unterstützt.
Schaltet Unterbrechungen ein, d.h. beginnt das Senden von Null-Bits.
Schaltet Unterbrechungen aus, d.h. beendet das Senden von Null-Bits.

Software-Flusssteuerung

äquivalent zu tcflow(dd, arg)
siehe tcflow(3) für die Argumentwerte TCOOFF, TCOON, TCIOFF, TCION

Pufferzählung und -leerung

Die Anzahl der Bytes im Eingabepuffer ermitteln.
identisch zu FIONREAD
Die Anzahl der Bytes im Ausgabepuffer ermitteln.
äquivalent zu tcflush(dd, arg)
siehe tcflush(3) für die Argumentwerte TCIFLUSH, TCOFLUSH und TCIOFLUSH

Eingabe vortäuschen

Das angegebene Byte in die Eingabewarteschlange einfügen.

Konsolenausgabe umleiten

Lenkt die Ausgabe, die an /dev/console oder /dev/tty0 gegangen wäre, an das angegebene Terminal um. Falls das ein Pseudoterminal-Master war, sende es an den Slave. Unter Linux kann dies vor Version 2.6.10 jeder tun, solange die Ausgabe noch nicht umgeleitet worden war; seit Version 2.6.10 kann dies nur ein Prozess mit der Capability CAP_SYS_ADMIN tun. Falls die Ausgabe bereits umgeleitet worden war, wird EBUSY zurückgeliefert. Die Umleitung kann aber beendet werden, indem Ioctl mit einem dd, der auf /dev/console oder /dev/tty0 zeigt, verwandt wird.

Steuerndes Terminal

Macht das angegebene Terminal zum steuernden Terminal des aufrufenden Prozesses. Der aufrufende Prozess muss ein Sitzungsleiter sein und darf noch kein steuerndes Terminal haben. Für diesen Fall sollte arg als Null angegeben werden.
Falls dieses Terminal bereits das steuernde Terminal einer anderen Sitzungsgruppe ist, schlägt der Ioctl mit EPERM fehl. Verfügt der Aufrufende allerdings über die Capability CAP_SYS_ADMIN und ist arg 1, dann wird das Terminal gestohlen und alle Prozesse, die es als steuerndes Terminal hatten, verlieren es.
Falls das angegebene Terminal das steuernde Terminal des aufrufenden Prozesses war, wird dieses steuernde Terminal aufgegeben. Falls der Prozess der Sitzungsleiter war, dann wird SIGHUP und SIGCONT zu der Vordergrundprozessgruppe gesandt und alle Prozesse in der aktuellen Sitzung verlieren ihr steuerndes Terminal.

Prozessgruppen- und -sitzungskennung

wenn erfolgreich, äquivalent zu *argp = tcgetpgrp(dd)
Die Prozessgruppenkennung der Vordergrundprozessgruppe auf diesem Terminal ermitteln.
äquivalent zu tcsetpgrp(dd, *argp)
Die Vordergrundprozessgruppenkennung dieses Terminals setzen.
Ermittelt die Sitzungskennung des angegebenen Terminals. Dies schlägt mit dem Fehler ENOTTY fehl, falls das Terminal kein Master-Pseudoterminal und nicht unser steuerndes Terminal ist. Merkwürdig.

Exklusiver Modus

Setzt das Terminal in den exklusiven Modus. Es sind keine weiteren open(2)-Aktionen auf dem Terminal erlaubt. (Sie schlagen mit EBUSY fehl, außer der Prozess hat die Capability CAP_SYS_ADMIN.)
(Seit Linux 3.8) Falls sich das Terminal momentan im exklusiven Modus befindet, wird ein von Null verschiedener Wert in den durch argp angezeigten Ort gelegt; andernfalls wird Null in *argp gelegt.
exklusiven Modus deaktivieren

Verbindungsmodus

Ermittelt den Verbindungsmodus des Terminals.
Setzt den Verbindungsmodus des Terminals.

Pseudoterminal-Ioctls

Aktiviert (wenn *argp von Null verschieden ist) oder deaktiviert den Paketmodus. Kann nur auf die Master-Seite eines Pseudoterminals angewandt werden (und liefert andernfalls ENOTTY zurück). Im Paketmodus wird jeder nachfolgende Schreibvorgang ein Paket zurückliefern, das ein einzelnes, von Null verschiedenes Steuerbyte oder ein einzelnes Byte, das Zero (»\0«), gefolgt von den auf der Slave-Seite des Pseudoterminals geschriebenen Daten, enthält. Falls das erste Byte nicht TIOCPKT_DATA (0) ist, ist es eine ODER-Verknüpfung eines oder mehrerer der folgenden Bits:
TIOCPKT_FLUSHREAD Die Lese-Warteschlange für das Terminal wird geleert.
TIOCPKT_FLUSHWRITE Die Schreibe-Warteschlange für das Terminal wird geleert.
TIOCPKT_STOP Ausgabe an das Terminal ist gestoppt.
TIOCPKT_START Ausgabe an das Terminal ist neu gestartet.
TIOCPKT_DOSTOP Die Start- und Stoppzeichen sind ^S/^Q.
TIOCPKT_NOSTOP Die Start- und Stoppzeichen sind nicht ^S/^Q.
Während der Paketmodus verwandt wird, kann die Anwesenheit von Steuerstatusinformationen, die von der Master-Seite gelesen werden sollen, für außergewöhnliche Bedingungen durch ein select(2) oder ein poll(2) für das Ereignis POLLPRI erkannt werden.
Dieser Modus wird von rlogin(1) und rlogind(8) benutzt, um eine Anmeldung mit Ausgabe in der Ferne und lokaler ^S/^Q-Flusssteuerung zu implementieren.
(Seit Linux 3.8) Liefert die aktuelle Paketmoduseinstellung in der Ganzzahl, auf die argp zeigt, zurück.
Setzt (falls *argp von Null verschieden ist) oder entfernt (falls *argp Null ist) die Sperre auf dem Pseudoterminal-Slave-Gerät. (Siehe auch unlockpt(3).)
(Seit Linux 3.8) Legt den aktuellen Sperrstatus des Pseudoterminal-Slave-Geräts in den durch argp verwiesenen Ort.
(Seit Linux 4.13) Ist ein Dateideskriptor in dd gegeben, der sich auf ein Pseudoterminal-Master bezieht, wird dieser (mit den angegebenen open(2)-artigen Schalter) geöffnet und ein neuer Datei-Deskriptor, der sich auf ein Peer-Pseudoterminal-Slave-Gerät bezieht, zurückgeliefert. Diese Aktion kann unabhängig davon durchgeführt werden, ob der Pfadname des Slave-Gerätes über den Einhängenamensraum des aufrufenden Prozesses zugreifbar ist.
Sicherheitsbewusste Anwendungen, die mit Namensräumen interagieren, könnten diese Aktionen statt open(2) mit von ptsname(3) zurückgelieferten Pfadnamen und ähnliche Bibliotheksfunktionen, die unsichere APIs haben, benutzen. (Beispielsweise kann es in einigen Fällen bei der Verwendung von ptsname(3) mit einem Pfadnamen, bei dem ein Devpts-Dateisystem in einem anderen Einhängenamensraum eingehängt wurde, zur Verwirrung kommen.)

Die BSD-Ioctls TIOCSTOP, TIOCSTART, TIOCUCNTL und TIOCREMOTE wurden unter Linux nicht implementiert.

Modem-Steuerung

Den Status der Modem-Bits ermitteln.
Den Status der Modem-Bits setzen.
Die angegebenen Modem-Bits zurücksetzen.
Die angegebenen Modem-Bits setzen.

Die folgenden Bits werden von den obigen Ioctls verwandt:

TIOCM_LE DSR (Datensatz bereit/Leitung aktiv)
TIOCM_DTR DTR (Datenterminal bereit)
TIOCM_RTS RTS (Bitte um Senden)
TIOCM_ST Sekundärer TXD (Übertragung)
TIOCM_SR Sekundärer RXD (Empfang)
TIOCM_CTS CTS (klar zum Senden)
TIOCM_CAR DCD (Datenträger-Erkennung)
TIOCM_CD siehe TIOCM_CAR
TIOCM_RNG RNG (Läuten)
TIOCM_RI siehe TIOCM_RNG
TIOCM_DSR DSR (Datensatz bereit)
Wartet auf die Änderung eines der 4 Modem-Bits (DCD, RI, DSR, CTS). Die Bits von Interesse werden als Bitmaske in arg angegeben, indem jedes der Bit-Werte (TIOCM_RNG, TIOCM_DSR, TIOCM_CD und TIOCM_CTS) mit ODER verknüpft wird. Der Aufrufende sollte TIOCGICOUNT verwenden, um zu schauen, welches Bit sich geändert hat.
Ermittelt die Anzahl der Interrupts der seriellen Eingabeleitung (DCD, RI, DSR, CTS). Die Anzahl wird in die durch argp verwiesene Struktur serial_icounter_struct geschrieben.
Hinweis: Sowohl 1->0- als auch 0->1-Übergänge werden gezählt, außer für RI, bei dem nur 0->1-Übergänge gezählt werden.

Eine Leitung als lokal kennzeichnen

(»Get software carrier flag«) Ermittelt den Status des Schalters CLOCAL im Feld c_cflag der Struktur termios.
(»Set software carrier flag«) Setzt den Schalter CLOCAL in der Struktur termios, wenn *argp von Null verschieden ist, und bereinigt ihn andernfalls.

Falls der Schalter CLOCAL für eine Leitung ausgeschaltet ist, dann ist das Hardware-Trägererkennung- (DCD-)Signal bedeutend, und ein open(2) des entsprechenden Terminals wird blockieren, bis DCD festgestellt wurde, und die Leitung verhält sich so, als ob DCD immer festgestellt worden wäre. Der Software-Träger-Schalter wird normalerweise für lokale Geräte eingeschaltet und ist für Leitungen mit Modems ausgeschaltet.

Linux-spezifisch

Für den TIOCLINUX-Ioctl, siehe ioctl_console(2).

Kernel-Fehlersuche

#include <linux/tty.h>

Die dd entsprechende tty_struct ermitteln. Dieser Befehl wurde in Linux 2.5.67 entfernt.

RÜCKGABEWERT

Der Systemaufruf ioctl(2) liefert im Erfolgsfall 0 zurück. Bei einem Fehler wird -1 zurückgegeben und errno entsprechend gesetzt.

FEHLER

Ungültiger Befehlsparameter.
Unbekannter Befehl.
Ungeeigneter dd.
Unzureichende Berechtigung.

BEISPIELE

Die Bedingungen von DTR auf dem seriellen Port prüfen.

#include <termios.h>
#include <fcntl.h>
#include <sys/ioctl.h>
int
main(void)
{

int fd, serial;
fd = open("/dev/ttyS0", O_RDONLY);
ioctl(fd, TIOCMGET, &serial);
if (serial & TIOCM_DTR)
puts("TIOCM_DTR ist gesetzt");
else
puts("TIOCM_DTR ist nicht gesetzt");
close(fd); }

SIEHE AUCH

ldattach(1), ioctl(2), ioctl_console(2), termios(3), pty(7)

KOLOPHON

Diese Seite ist Teil der Veröffentlichung 5.10 des Projekts Linux-man-pages. Eine Beschreibung des Projekts, Informationen, wie Fehler gemeldet werden können sowie die aktuelle Version dieser Seite finden sich unter https://www.kernel.org/doc/man-pages/.

ÜBERSETZUNG

Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

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9. Juni 2020 Linux